Reise mit der MV HANJIN ATHENS vom 30.05.-26.06.2012 | | Drucken | |
April 2012 – Reisebericht Nummer 01 Eigentlicher Beginn meiner Reise mit dem Container-Schiff
Für meine Reise zurück in die Schweiz per Frachtschiff benötigte ich das Visum für China sowie eine Gelbfieber Impfung.
Die Information für das China-Visum auf der Homepage der chinesischen Botschaft Manila ist ausführlich und fast perfekt.
So vorbereitet präsentierte ich mich auf der Botschaft und staunte nicht schlecht, dass bei Schalter-Öffnung bereits mehr als 350 Personen warteten. Nach viereinhalb stündiger Wartezeit konnte ich mein Visums-Gesuch deponieren.
Gewitzt durch diese Erfahrung, fanden wir uns bereits um 07:00 Uhr vor der Botschaft ein, um mein Visum abzuholen. Wir waren nicht die einzigen Frühaufsteher......
Es dauerte noch einmal dreieinhalb Stunden, bis ich das Visum in den Händen hielt.
Ebenfalls muss ich für China und den Suez-Kanal eine gültige Gelbfieber-Impfung vorweisen können. Das Bureau of Quarantine ist die Adresse, an die man sich für diese Impfung wenden muss.
Auch hier warteten frühmorgens bereits eine grosse Anzahl Personen, meist Seeleute, die sich impfen lassen wollten.
Hier muss man dieser Organisation ein Kränzchen winden. Alles war perfekt organisiert und lief wie am Fliessband ab. Innert 40 Minuten habe ich sowohl die Impfung als auch den entsprechenden Eintrag im Impfpass erhalten. Chapeau!!
27. & 28. Mai 2012 – Reisebericht Nummer 02 Von Manila nach Hongkong
Der Flug mit der PAL am Sonntagmorgen hat fast Express-Charakter. Abflug 08:00 (zur Zeit!!) - Transfer in Manila knappe 30 Minuten (die es in sich haben....) und Weiterflug nach Hongkong, wo wir kurz nach Mittag landeten. Kalibo ist halt schon gut vernetzt.....
Die ersten Eindrücke von Hongkong sind überwältigend. Es sind gut 20 Jahre her, dass ich in dieser faszinierenden Stadt war. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus.
Die Skyline von Hongkong-Island ist beeindruckend & auch Kowloon hat sich stark und zum Besseren verändert.
29. Mai 2012 – Reisebericht Nummer 03 Victoria-Island
Mit der guten alten Star-Ferry nach Hongkon Island. Gut, dass dies Fähren weiterhin noch betrieben werden. Für mich ist die Star-Ferry der Inbegriff von Hongkong.
Noch begüsst einem das alte Terminal Gebäude. Dahinter wird im Moment eifrig gebaut und der Stadt ein weiteres Hochhaus-Quartier beschert.
Die Hochhäuser sind überwältigend. Jene, die noch vor 20 Jahren als die höchsten der Stadt galten, verschwinden heute neben den neu erstellten Giganten.
Die alten, zweistöckigen Trams vermitteln ein Hauch Nostalgie.
Die Shopping Mall des Landmark-Gebäudes soll hier für die enorme Anzahl ähnlicher Verkaufstempel stehen. Luxus-Geschäft reiht sich an Luxusgeschäft.
In den Seitenstrassen zu den Mid-Levels hinauf findet sich noch eine Spur des früheren Hongkongs.
Eine Nische mit einem kleinen Tempel bringt ein wenig Ruhe ins hektische Gewusel der Seitenstrassen.
30. Mai 2012 – Reisebericht Nummer 04 Einschiffung im Containerhafen von Hongkong -COSCO Terminal Nr. 8/Pier 12
Nachdem ich tags zuvor die genauen Informationen hinsichtlich Liegplatz der MV HANJIN-ATHENS mit den Angaben über die Liegezeiten bekommen hatte, brachte mich ein Taxi zum Terminal 8. Darüber, dass es deren zwei Terminal 8 gibt, wusste der Taxifahrer, der offensichtlich zum ersten Mal zum Containerhafen fuhr, nichts und brachte mich prompt zum falschen Gebäude. Das Problem wurde rasch und unproblematisch gelöst und ich wurde zur MV HANJIN ATHEN gefahren. Da war es nun, das Schiff, das mich in den nächsten rund 30 Tagen vom Fernen Osten nach Europa bringen soll.
Der erste Eindruck war überwältigend. Die MV HANJIN ATHENS präsentierte sich in ihrer ganzen Grösse.
Einige Dimensions-Angaben:
--> Länge über alles: 278.80 m --> Breite: 40m --> Tiefgang: 14.02m --> Eigengewicht: 24'230.2 Tonnen --> max. Reisegeschwindigkeit: 26.45 Knoten (49,0 km/h) --> wirtschaftlichste Reisegeschwindigkeit: 16.50 Knoten (30.6 km/h) --> Containerplätze: 5'618 TEU --> Maschinleistung: 54'000 KW oder 74'700 PS
Mein Gepäck – vorher sorgfältig auf 20 kgs für's Fliegen austariert – hatte mittlerweile an Gewicht zugelegt, da ich die Bücher vom Handgepäck wieder darin verstaut hatte und zudem noch einge Einkäufe tätigte. So war ich denn froh, dass mir ein stämmiger Pinoy das Gepäck abnahm und das steile und hohe Fallrep hinauftrug.
Oben angekommen wurde ich von 1. Offizier begrüsst und zu meiner Kabine gebracht.
30. Mai 2012 – Reisebericht Nummer 05 Die Supercargo-Kabine – mein zu Hause für die nächsten 30 Tage
Meine Kabine befindet sich auf der Backbordseite (linke Seite in Fahrtrichtung) auf dem E-Deck, d.h. im 5. Stock.
Vom U-Deck, dem Upper Deck bis zur Brücke sind die Aufbauten der MV HANJIN ATHENS 8 Stockwerke hoch!
Mit 18 Quadratmetern ist die Supercargo-Kabine sehr geräumig und komfortabel eingerichtet (grösser als auf einem Kreuzfahrten-Schiff).
Bequemes Bett und Sofa-Ecke.
Arbeitstisch........wobei ich als Passagier höchstens am Computer arbeite, meine e-mails vorbereite und die diesjährigen Fotobücher gestalte.
Ein geräumiger Kleiderschrank (hier ist auch die Rettungsweste und der Überlebensanzug untergebracht) und eine Kommode mit DVD-Spieler, kleiner Stereo-Anlage, einem Kühl- und Gläserschrank runden das Angebot ab..
Selbstverständlich verfügt die Kabine auch über eine Nasszelle.
30. Mai 2012 – Reisebericht Nummer 06 Ladebetrieb im Containerhafen von Hongkong
Der Container-Terminal ist riesig! Unzählige Türme mit aufeinander gestapelten Containern warten auf den Verlad.
Enorme Kräne heben im Eiltempo entweder einen 40 Fuss oder zwei 20 Fuss Container auf und lassen sie im Bauch des Schiffes verschwinden oder aber platzieren sie auf einen der Containerstapel an Deck.
Ein Camion nach dem anderen, beladen mit einem Container, fährt im Minutentakt vor, der Greifarm des Krans bemächtig sich des Behältnisses, hebt es an und verschiebt es zum Schiff zum korrekten Platz.
Es dauert rund eine Minute bis ein Container vom Camion hochgehoben und auf dem Schiff fixiert ist. Die Verriegelung der Container geschieht automatisch, wobei die untersten Container mit zusätzlichem Gestänge gesichert werden. Es ist unterhaltsam, dem Gewusel, tief unten zuzuschauen. Logistik in Hochform!
30. Mai 2012 – Reisebericht Nummer 07 Leinen los! - Die grosse Fahrt beginnt.
Das Auslaufen der MV HANJIN ATHENS wurde mehrmals verschoben. Zunächst war 16:00 Uhr angesagt, danach 18:30 Uhr. Schlussendlich kam der Lotse kurz nach 18:30 an Bord.
Die Leinen wurden kurz nach 19:00 Uhr losgemacht und meine grosse Reise vom Fernen Osten nach Europa begann.
Mit dem Bugstrahler und einem Schlepper beim Heck verschob sich das Riesenschiff ganz unspektakular vom Pier weg.
Dann wurde die MV HANJIN-ATHENS rückwärts vom Liegeplatz weggeschleppt, bis genügend Raum vorhanden war, das Schiff in die Fahrtrichtung zu drehen.
Langsam bewegte sich unser Schiffs-Ungetüm unter der filigran wirkenden Hängebrück hindurch, über die der Verkehr vom neuen Internationalen Flughafen auf Lantau-Island in die Stadt führt.
Die Ausfahrt aus dem Hafen mit der Skyline von Hongkong beim Einnachten war atemberaubend.
Es hat eine Unzahl von Schiffen, die vor dem Hafen auf Reede liegen. So musste vorsichtig durch dieses Gebiet hindurch manövriert werden.
Wir nahmen Kurs auf das nur 40nm (ca. 74km) entfernte Yantian auf und fuhren zwischen Hongkon-Island und Lamma-Island hindurch. Aberdeen und der Ocean Park waren hell erleuchtet. Ein Eindruck der haften bleibt!
31. Mai 2012 – Reisebericht Nummer 08 Im Hafen von Yantian (Shanzhen) – Auslaufen nach Singpore
Im Verlaufe der Nacht sind wir in Yantian angekommen. Nach verspäteter Ankunft des Lotsen wurde es offensichtlich gegen 04:00, bis die HANJIN-ATHENS anlegen und die Zollformalitäten erledigen konnte.
Das Auslaufen war auf 11:00 Uhr verschoben worden. Erst gegen 11:30 erschien der Lotse, begleitet von einer Lotsen-Aspirantin.
Mittlerweile waren auf der Backbordseite zwei Schlepper aufgefahren und steuerbords wurden die Taue losgemacht.
Ganz langsam verschob sich die riesige MV HANJIN ATHENS vom Pier weg.
Nach einigen Metern begann der eine Schlepper achtern backbord das Heck anzudrehen und am Bug wechselte der zweite Schlepper auf die Steuerbordseite und drückte dagegen. Das Schiff begann sich langsam um die eigene Achse zu drehen. Nach rund einer halben Stunde war das Manöver beendet und die Athens lag auf Kurs.
Spektakulär, wie die zwei Lotsen erst über das Fallreep und dann über eine Strickleiter von Bord gingen.
Die MV HANJIN-ATHENS nahm Kurs auf Singapore, das in rund vier Tagen, am 04. Juni in der Früh erreicht werden soll.
01. Juni 2012 – Reisebericht Nummer 09 Die MV HANJIN-ATHENS von Innen
Zweiter Seetag – genügend Zeit, um die MV HANJIN-ATHENS zu erkunden. Hier zunächst einmal die Räume, die der Mannschaft zur Verfügung stehen:
Der Aufenthaltsraum für die Offiziere und Passagiere.
Die Offiziers-Messe
Die Kombüse
Der Essraum für die Mitglieder der Crew
Der Aufenthaltsraum für die Crew
Der Fitness-Raum
Der Swimming-Pool und die Sauna. Das Schwimmbecken wird jeweils auf Fahrt und bei ruhiger See mit Seewasser aufgefüllt.
Das Schiffs-Büro auf dem Upper-Deck. Hier trifft man sich um 10:00 und um 15:00 Uhr zum gemeinsamen Kaffee mit dem Kapitän und den Offizieren. In diesem Büro befindet sich auch der Computer, mittels welchem man auch auf hoher See e-mails senden und empfangen kann.
Nicht zuletzt: Die Aussen-Bar "After-8"
01. Juni 2012 – Reisebericht Nummer 10 Rund um das Schiff
Auf dem Upper-Deck kann man rund um das Schiff herum gehen.
In zügigem Tempo gehend, braucht es ca. 7 Minuten, um eine Runde zu drehen, sind dies doch rund 500 Meter!
Eindrücklich ist die Leinen-Station achtern auf dem Poop-Deck. Von dort aus geniesst man einen herrlichen Ausblick auf die von den Propellern aufgewühlte See und die „Schaumstrasse“ hinter dem Schiff. Ein interessanter Platz um zu verweilen und auf das Meer hinaus zu schauen.
Ganz vorne am Bug ist es ebenfalls imposant. Es ist meist windstill. Man hört keine Maschinengeräusche, verspürte keine Vibrationen. Nur ein leises Rauschen des Wasser ist zu vernehmen, das sich am Bug bricht – vor einem die Weite des Ozeans.
![]() ![]() ![]() 02. Juni 2012 – Reisebericht Nummer 11 Auf der Brücke der MV HANJIN-ATHENS
Hoch oben, im achten Stockwerk, befindet sich die Brücke.
Vor einem überblickt man die rund 186 Meter des Vorschiffs.
Das Herz der Brücke mit den Steuerelementen und den verschiedenen Radarkonsolen.
Mit diesen kleinen Joystick wird das Schiff gesteuert, wenn nicht der Autopilot im Einsatz ist.
Das „Steuerrad“ kommt nur beim Manöverieren im Hafen oder aber z.B. im Suezkanal zum Einsatz, wenn ein Rudergänger auf der Brücke ist.
Das Navigationsbüro
Nebst all den elektronischen Instrumenten kommen auch noch die Seekarte, Zirkel und Bleistift zum Zug.
Die Radio-Station.
Das Schiff wird durch den Autopiloten auf Kurs gehalten. Tagsüber ist nur ein Offizier auf der Brücke auf Wache – daher sieht es eigentlich sehr „verlassen“ aus. Nachts ist neben dem wachhabenden Offizier ein weiteres Mitglied der Besatzung auf der Brücke.
Alles in allem befinden sich zur Zeit (inkl. meiner Wenigkeit) 24 Personen an Bord. Der Kapitän ist ein Pole, die übrigen Offiziere sind Deutsche (6 an der Zahl). Der Rest der Crew sind Pinoys. In Singapore soll sich ein weiterer Passagier dazu gesellen.
02. Juni 2012 – Reisebericht Nummer 12 Im Maschinenraum der MV HANJIN-ATHENS
Der 2. Engineer führte mich durch dem Maschinenraum. Ich fasste einen Gehörschutz und dann ging es in die „Kathedrale“. Es herrschte ein unglaublicher Lärm – es ist deshalb unerlässlich, die Ohren zu schützen..Die Dimensionen dieser Halle sind riesig. Der Hauptdiesel weist eine Leistung von 74'700 PS auf.
Rund um die Haupt-Maschine sind Tanks, Pumpen, Generatoren, eine Wasseraufbereitungsanlage, ein Fäkalien-Tank sowie eine Kehrichtverbrennungsnlage angeordnet.
Ein Ersatzkolben!
Die Werkstatt ist mit allem ausgerüstet, um Unterhalt und selbst grössere Reparaturen zu bewerkstelligen. Angegliedert an die Werkstatt ist ein grosses Ersatzteillager.
Im Kontrollraum (der Kanzel – um beim Bild der Kathedrale zu bleiben) wird alles an Monitoren überwacht. Das Schweröl lagert in Tanks bei ungefähr 48°. Es wird durch Pumpen und Filter in Vorwärm-Tanks gepumpt und auf rund 98° erhitzt, bevor es zur Maschine geleitet wird.
Zum Zeitpunkt meines Besuches lief die Maschine fast unter Vollast. Jeden Morgen zwischen 08:00 und 09:00 Uhr wird die Maschine hochgefahren. Die Umdrehungszahl, die bei 16 Knoten rund 65 zählt wird dann auf 90 Umdrehungen pro Minute gesteigert. Die MV HANJIN-ATHENS läuft so 20 Knoten (Maximale Cruising Geschwindigkeit). Die Maschine kann im Notfall bis auf 27 Knoten hochgefahren werden. Indem die Leistung der Maschine erhöht wird, werden die Auspuff-Rohre von Russpartikel gereinigt.
Die MV HANJIN-ATHENS wird von nur einem Propeller angetrieben. Ganz hinten und zuunterst im Schiff führt die Welle nach draussen und treibt die fest montierte Schiffs-Schraube an.
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Im Maschinenraum arbeiten der 1. und der 2. Engineer (beides Deutsche) zusammen mit dem 3. Engineer (Filippino) und 10 weiteren Arbeitern (ebenfalls Pinoys). Im Gegensatz zum Kapitän und den Offizieren, wird im Maschinenraum nicht in Wachen gearbeitet. Nachts arbeitet die Maschine unbedient. Jeweils ein Engineer ist auf Pickett – in seiner Kammer ist ein Monitor und Alarmsystem vorhanden, sodass bei einer Panne problemlos interveniert werden kann.
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05. Juni 2012 – Reisebericht Nummer 13 Auf Reede vor Singapore / im Hafen von Singapore
Am frühen Morgen, um ca. 04:00 ist die MV HANJIN-ATHENS zur Zeit vor Singapore eingetroffen.
Da der Containerhafen aber überlastet war, mussten wir den ganzen Tag über auf Reede vor Anker gehen. Rund um unseren Ankerplatz warteten sicher gegen drei Dutzend weitere Schiffe darauf, einlaufen zu können.
Für uns war es gegen 20:00 Uhr soweit. Es dauerte gute zwei Stunden, bis die MV HANJIN-ATHENS vertäut am Pier war. Sofort wurde mit dem Verladen der Fracht begonnen. Ich konnte das Manöver auf der Brücke verfolgen.
Am nächsten Morgen, 06. Juni, hatten wir Zeit, dem Treiben im Hafen zuzuschauen und einen kurzen Rundgang entlang des Piers zu machen.
Bevor wir auslaufen konnten, mussten wir warten, bis ein Schwesterschiff, die MV HANJIN-SHENZEN, an den Pier manöverierte.
Endlich, um die Mittagszeit hiess es dann „Leinen los“ und unsere non-stop Fahrt bis Suez konnte beginnen.
06. Juni 2012 – Reisebericht Nummer 14 Auf See in der Strasse von Malacca
Auf der Karte sieht die Strasse von Malacca sehr eng aus. Land war aber nun hin und wieder zu sehen. Es herrschte intensiver Schiffsverkehr.
Der Wind hatte stark zugenommen, die See war dadurch aufgewühlt, die Wellen hatten Schaumkronen und eine leichte Dünung hatte sich gebildet.
Windböen bis zu 48 Knoten (89 km/h) bliesen unserem Koloss entgegen. Dadurch verringerte sich unsere Geschwindigkeit auf rund 14 Knoten.
In der Nacht vom 06. auf den 07. wurden die Uhren erstmals um eine Stunde zurückgestellt. Dies wird jeweils im Schiff mittels Aushängen kundgetan. Man beachte das doch etwas spezielle Englisch.
Am frühen Morgen des 07. Juni passierte die MV HANJIN-ATHENS die Spitze von Sumatra, fuhr zwischen dem Aceh-Zipfel und den Nicobaren hindurch und nahm Kurs auf Sri Lanka. Es wird erwartet, dass in der Früh des 09. Juni die Südspitze von Sri Lanka umrundet wird.
08. Juni 2012 – Reisebericht Nummer 15 Sicherheits-Übung
Nach Vorgaben der Reederei müssen Notfälle regelmässig geübt werden. Um 15:30 ertönte der allgemeine Alarm und die gesamte Crew versammelte sich mit dem Rettungsmaterial unter dem Rettungsboot auf dem A-Deck Steuerbord.
Aufmerksam wird den Ausführungen des Sicherheits-Offiziers gefolgt.
In einem Feuerdrill wurde ein supponiertes Feuer in der Sauna „gelöscht“.
Die Atemschutzgeräte wurden getestet.
Beim „Abandon Ship“-Drill wurden diesmal die Überlebensanzüge beübt.
12. bis 13. Juni 2012 – Reisebericht Nummer 16 Auf See – vierter bis achter Seetag/im Gebiet der somalischen Piraten
Im Verlaufe des vierten Tages auf See passierten wir Sri Lanka. Wir fuhren zwischen der nördlichsten Malediven Insel und der zu Indien gehörenden Insel Minicoy hindurch und liefen in die Arabische See ein.
Ab dem 78. Längengrad beginnt die Zone mit erhöhter Piraten-Gefahr.
Die Wachen wurden verdoppelt.
Grundsätzlich ist es von Vorteil, wenn die See rauh ist - was bei uns glücklichwerweise der Fall war.
In der Nacht vom 12. auf den 13. Juni passierten wir die Insel Socotra und fuhren in die überwachte Zone ein, die zwischen Somalia und Yemen hindurch zum Bab el Mandeb, dem Tor zum Roten Meer führt. Es ist hier, wo auch die Konvois der Atalanta/Nato Flotte verkehren. Unser Schiff schloss sich jedoch keinem Konvoi an, da diese zu langsam sind.
Die Geschwindigkeit wurde erhöht und die MV HANJIN ATENS „bretterte“ zeitweise mit fast 22 Knoten (41 km/h) durch die im Vergleich zu den Vortagen wesentlich ruhigere See. Bis jetzt ist noch nie ein Schiff angegriffen worden, das schneller als 18 Knoten fuhr. Im Notfall könnten die Maschine auf 27kn (50 km/h) gedrückt werden. Taktik wäre auch, es mit Ausweichmanövern (Slalomfahren) für die Piraten so schwierig als möglich zu gestalten, längsseits zu gehen oder sich dem Heck zu nähern.
Zudem wurden Schläuche montiert, die dazu dienen, im Fall der Fälle die Piraten mittels eines Wasservorhangs an der Schiffsseite und am Heck am Entern des Schiffes zu hindern.
Alle Türen, die ins Innere des Schiffes führen, wurden sowohl tagsüber und ganz besonders nachts verrammelt.
14. Juni 2012 – Reisebericht Nummer 17 Neunter Tag auf See - Durch den Bab el Mandeb ins Rote Meer
Die Durchfahrt durch den Bab el Mandeb, dem Tor zum Roten Meer, wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Die Meerenge zum Roten Meer liegt zwischen Dschibuti und Yemen.
Bereits kurz nach 05:00 Uhr fand ich mich auf der Brücke ein.
Gegen 05:30 Uhr konnte man im morgendlichen Dunst die ersten Berge der yemenitischen Küste ausmachen.
Um 06:00 passierten wir eine kleine Inselgruppe (meist nur kleinere Felskupppen und eins, zwei grössere Inselchen), welche die „Tränen von Allah“ genannt werden. Diese Inseln gehören zu Dschibuti.
Auf der steuerbordseite (rechts in Fahrtrichtung) war die der yemenitischen Küste vorgelagerte Insel Mayyun mit ihrem Leuchtturm und den militärischen Anlagen auszumachen.
Kurz nach 07:00 Uhr hatten wir die Meerenge passiert und liefen in das Rote Meer ein.
16. Juni 2012 – Reisebericht Nummer 18 Elfter Tag auf See – im Golf von Suez
Nach rund elfeinhalb Tagen auf See nähern wir uns dem Golf von Suez. Auf der Höhe von Hurgada, kurz nach Mittag, tauchen erstmals am Horizont die Berge der Sinai-Halbinsel. auf.
Wir fuhren entlang der Insel Jazirat Shakir in den Golf von Suez ein.
Es herrschte reger Schiffsverkehr.
Der Kapitän und der Erste Offizier sind konzentriert und manövrieren die MV HANJIN ATHENS durch das stark befahrene Gebiet.
Beidseits des Golfes, sowohl auf der Hurgada- als auch der Sinai-Seite sind eine bedeutende Anzahl Bohrinseln und am Land Tank- und Verladeanlagen auszumachen.
Sonnenuntergang im Golf von Suez.
Der Tag endete aber erst kurz nach Mitternacht. Unser Koloss musste vor Suez ankern. Die Fahrt zu unserem Ankerplatz war in der sternenklaren Nacht ein eindrückliches Erlebnis.
17. Juni 2012 – Reisebericht Nummer 19 Zwölfter (See)-Tag unterwegs – durch den Suezkanal nach Port Said
Zusammen mit gut drei Dutzend anderen Schiffen lagen wir vor Suez am Anker.
Das Highlight meiner Reise mit dem Frachtschiff begann früh morgens um 05:00 Uhr. Langsam setzte sich der Konvoi in Richtung Suezkanal in Bewegung.
Am Eingang des Kanals grüsste einst die Statue des Erbauer des Kanals, Lesseps. Heute zeugt nur noch ein Sockel von seinem Denkmal.
Die Quai-Anlagen entlang des Kanals sind recht attraktiv. So nah an den Gebäuden realisiert man erstmals richtig, wie gross unsere Containerkolosse sind.
Auf der rechten Seite des Kanals (Sinai) ist nichts als Sand zu sehen. Auf der anderen Seite ist ein Streifen von etrwas mehr als einem Kilometer bewässert und sehr fruchtbar.
Die Flaggen zeigen an, dass wir Lotsen an Bord haben. Interessant ist, dass der Lotse das Schiff wohl durch den Kanal führt, die Verantwortung aber gleichwohl beim Kapitän liegt. Alles in allem hatten wir fünf verschiedene Lotsen an Bord.
Der Dritte Offizier und der Rudergänger.
Der nordwärts fahrende Konvoi hat Vortritt und kann den ganzen Kanal ohne Zwischenhalt durchfahren. In den Bitter-Seen kreuzten wir die südwärts fahrenden Schiffe, die dort vor Anker langen und auf unsere Durchfahrt warteten.
Nachdem die Bitter-Seen durchfahren waren, ging es weiter Richtung Ismaelia, das am Lake Timsah liegt.
Eine Drehbrücke, welche ins Nirgendwo zu führen scheint.
Die Mubarak-Friendship Bridge (ob sie wohl immer noch so heisst??) beeindruckt durch ihr Aussehen. Offensichtlich wird sie aber nur sporadisch befahren, da die Maut deutlich teurer sei, als die Überfahrt per Autofähre kostet. Zudem können wegen dieser Brücke die Containerschiffe der neuesten Generation den Kanal nicht mehr befahren, da sie nicht darunter durchfahren können.
Nach zehstündiger, faszinierender Fahrt war der Suezkanal durchfahren und wir erreichten Port Said am späten Nachmittag.
18. Juni 2012: Reisebericht Nummer20 Im Hafen von Port Said und Auslaufen nach Neapel
Die ganze Nacht über wurde das Schiff entladen. Das schepperte, knallte und wummerte, dass kaum an ein Durchschlafen zu denken war.
Am anderen Morgen präsentierten sich die Decks deutlich leerer.
Vorgesehen war, dass wir um 11:00 Uhr auslaufen würden. Plötzlich kam Hektik auf, da offensichtlich dieser Termin vorverschoben wurde. - Danach nichts! Für lange Zeit nichts. Der bestellte Lotse liess sich nicht blicken. - Wir sind in Aegypten!
Erst kurz vor 13:00 Uhr hiess es dann Leinen los.
Der Suezkanal führt mitten durch die Stadt Port Said. Rechterhand ist eine eindrückliche Moschee zu sehen.
Linkerhand präsentiert sich die im Kolonialstil erbaute Zentrale der Hafenbehörde.
Ein Leuchtturm grüsst inmitten der Stadt.
Eine sehr lange Hafenmole begrenzt de Ausfahrt ins Mittelmeer.
Im Mittelmeer! - Der letzte Abschnitt meiner Reise hat begonnen.
19. und 20. Juni – Reisebericht Nummer 21 Seetag – entlang der Insel Kreta und Strasse von Messina
Das Mittelmeer präsentierte sich ruhig. Bei schönstem Wetter nahmen wir Kurs auf die Insel Kreta, an deren Küste wir entlang fuhren.
Tags darauf näherten wir uns dem italienischen Stiefel mit Kurs auf die Strasse von Messina. Der Aetna überragte Siziliens Küstengebirge – ein eindrucksvoller Anblick!
Mit der Seefahrtsbehörde war ausgemacht, dass der Lotse um 16:30 an Bord kommt. Die MV HANJIN ATENS wurde angewiesen, die Geschwindigkeit von 16 Knoten beizubehalten, nicht zuletzt wegen der starken Strömung. Zudem verdoppelte sich die Windgeschwindigkeit schlagartig auf rund 34 Knoten, da der Wind wie durch einen Trichter durch die Meerenge fegte. Entsprechend „rassig“ ging das Boot des Piloten längsseits.
Sizilien war auf der Backbordseite zu sehen.........
......die Gegend rund um Reggio di Calabria auf der Steuerbordseite.
Beim Einnachten fuhren wir nördlich der Liparischen Inseln durch und hatten einen wunderschönen Blick auf den zur Zeit recht aktiven Vulkan Stromboli.
21. Juni 2012 – Reisebericht Nummer 22 Driften vor Neapel – Einfahrt nach Neapel
Vorgesehen war, dass wir um 05:00 in Neapel anlegen können. Schon am Vortag erhielten wir die Meldung, dass dies erst um 17:00 Uhr möglich sei. Wir drifteten daher rund 20 Meilen vor der Bucht von Neapel und warteten darauf, dass wir einfahren konnten.
Das Schiff setzte sich kurz nach 14:00 Uhr langsam in Bewegung. Vom Land war nichts zu sehen, da ein nebelartiger Dunst (Smog?) über dem Meer lag.
Langsam öffnete sich der Vorhang. Rechterhand grüsste die Insel Capri und die Küste von Sorrent
Wir nahmen direkten Kurs auf den Vesuv zu, der sich majestätisch über die Bucht von Neapel erhebt.
Um 16:00 Uhr hätte der Lotse an Bord kommen sollen. Aber auch dieser tauchte erst mit Verspätung auf. Da wir hoch im Wasser lagen, war sein Hochklettern recht speziell – besonders da der Lotse ein Schwergewicht mit grossem Bierbauch war. Er tat sich auf der Strickleiter recht schwer.
Spannend die Einfahrt in den Hafen. Wir mussten das Schiff auf sehr engem Raum drehen und dann rückwärts an den Pier heranfahren. Erstaunlich, wie unser Koloss ganz sachte in die richtige Position gebracht wurde. Zwei Schlepper zogen und stiessen das Schiff. Schlussendlich war es weit über die vorgesehenen 17:00 hinaus, als wir am Pier festmachten.
Das Manöver wurde von einem Schwarm neugieriger Möven verfolgt.
21 und 22. Juni 2012 – Reisebericht Nummer 23 Landgang – Bummel durch Neapel & Pompeji
Erster Landgang seit dem 30. Mai, dem Tag als ich an Bord gegangen bin!
Bereits am Vorabend konnten wir auf eine erste Erkundungstour gehen. Es zeigte sich, dass die Hafenadministration nicht sehr effizient war und die Passagierliste mit unseren Namen drauf in keinem der Check-points vorhanden war, was natürlich die entsprechenden Komplikationen nach sich zog. Mit einer gewissen Beredtheit und Überzeugungskraft
Am Abend des 21. Juni war natürlich Fussball angesagt. Nach einigem Suchen fanden wir eine Pizzeria mit laufendem TV und konnten den EM-Match Portugal/Spanien verfolgen.
Anderntags bummelten wir durch die pittoreske Altstadt von Neapel.
Ganz spontan und kurz entschlossen nahmen wir einen Vorortszug der Circumvesuviana und fuhren nach Pompeji. Die Ausgrabungsstätte besichtigten wir von Aussen.
![]() ![]() Das Städchen Pompeji ist sehr attraktiv. Fernab des grossen Touristen-Rummels genossen wir einen italienischen Lunch auf der Piazza.
23. Juni 2012 – Reisebericht Nummer 24 Auf See – von Neapel nach Livorno
Bei herrlichstem Wetter genoss ich den letzten ganzen Tag auf See. Nahe der Insel Ischia entdeckten der zweite Passagier ganz per Zufall einige Delfine, die rund um das Schiff herum ihre Sprünge vollführten. Es ist nicht selbstverständlich, so weit entfernt vom Meeresspiegel zu sehen, was dort vor sich geht, liegt doch „mein“ Deck rund 35 Meter hoch über dem Wasser.
Ich begab mich umgehend zum Bug und konnte dort erst vier, später nur noch zwei Delfine beobachten, die mühelos vor dem Bug mit dem rund 16 Knoten (rund 30 km/h) fahrenden Schiff spielten. Ein unvergessliches Erlebnis.
Ein prächtiger Sonnenuntergang vor den Inseln Korsica und Elba beendete den letzen ganzen Tag, den wir auf See verbrachten.
24. und 25 Juni 2012 – Reisebericht Nummer 25 Einfahrt in den Hafen, Landgang in Livorno und Ausfahrt nach La Spezia
Frühmorgens, vor dem Frühstück, begannen wir unsere Einfahrt in den Hafen von Livorno.
Diese ist in zweifacher Hinsicht besonders spektakulär. Erstens herrscht extrem viel Betrieb, ist doch Livorno der Ausganspunkt für Fähren zu den verschiedensten Destinationen. Desgleichen wird Livorno von vielen Kreuzfahrtschiffen angefahren. Von hier aus werden die Toscana mit den Städten Pisa und Florenz besucht.
Zum Zweiten ist der Hafen sehr eng mit vielen verschiedenen Hafenbecken. Der Container-Terminal ist durch einen Kanal verbunden, durch den unser Koloss zu manöverieren hatte. Voraus lag der Kanal, an dessen Eingang ein alter Befestigungsturm grüsste.
Achtern konnten wir das Einlaufen zweier Kreuzfahrtenschiffe beobachten.
Einmal mehr musste die MV HANJIN ATHENS gedreht werden, damit sie rückwärts ins enge Hafenbecken zum Pier bugsiert werden konnte.
Der Containerhafen liegt weit ausserhalb der Stadt. So waren wir froh, dass ganz in der Nähe sonntäglicher Strandbetrieb herrschte.
Anderntags in der Früh bei der Ausfahrt nach La Spezia zeigte sich einmal mehr, wie eng der Kanal war.
Die Durchfahrt wurde mit Skepsis vom zweiten Passagier verfolgt.
Die Kreuzfahrer, die tags zuvor im Hafen lagen, waren bereits ausgelaufen und zwei neue Giganten haben deren Pier eingenommen.
25. Juni 2012 – Reisebericht Nummer 26 (der Letzte!) Ankunft in La Spezia
Die Fahrt zu dem nur rund 40 sm entfernten La Spezia dauerte etwa fünf Stunden. Wir trafen zur Mittagszeit vor der pittoresken Bucht von La Spezia ein.
Für mich der letzte Anlegeplatz.
Wir sind am Endpunkt meiner Seereise in Italien angekommen.
Ein letzter Blick über die Bucht von La Spezia und auf die MV HANJIN ATHENS, die mich in einer 27 tägigen, unvergesslichen Seereise von Hongkong hieher gebracht hat.
Zur Rekapitulation:
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